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Künstler: Sieges even

Album: The art of navigating by the stars

Erscheinungsjahr: 2005

Anspieltipp: The lonely views of condors

Autor: Markus

„Gut Ding will Weile haben”, diese uralte Sentenz ist im alltäglichen Sprachgebrauch längst zur puren Floskel verkommen, nichts desto trotz gibt es immer wieder Sachverhalte auf die sich diese eigentlich sinnentleerte Äußerung auch nach Jahren der Abnutzung mit uneingeschränktem Wahrheitsgehalt anwenden lässt. So auch im Falle des neuen Sieges Even Longplayers, welcher den hinreißenden Titel „The art of navigating by the stars“ trägt. Satte acht Jahre ist es nun her, dass die süddeutsche Formation ihre Fangemeinde mit ihrem letzten Studiooutput beglückt hat. Acht Jahre, in denen selbst langjährige Fans darüber rätselten, ob die Progressiv Rock Institution überhaupt noch einmal mit einer neuen Veröffentlichung auftrumpfen oder stattdessen der Musikwelt den Rücken kehren würde. Acht Jahre auch, in denen die Band allerhand Besetzungs- und Namenswechsel durchmachte, nur um schlussendlich im (fast) ursprünglichen Line up und unter alter Flagge in der Form ihres Lebens zurückzukehren. Obwohl man mit dem Niederländer Arno Menses einen neuen Sänger verpflichtet hat, trumpft die Kulttruppe ansonsten genau in derselben Besetzung auf, welche unter anderem die beiden Progressiv Rock Großtaten „Steps“ und „A sense of change“ eingespielt hat. Demzufolge ist auch wieder Alt-Gitarrist Markus Steffen mit von der Partie und ersetzt den zwischenzeitlich diese Position bekleidenden Wolfgang Zenk, welcher mittlerweile zu 7for4 abgewandert ist.

Letztendlich ist es jedoch egal wie und unter welchen Umständen Sieges Even „The art of navigating by the stars“ eingespielt haben, was im Endeffekt zählt ist das Ergebnis und dieses ist – soviel schon mal vorweg – über die volle Albumdistanz mehr als beachtlich geworden. Dies liegt zum einen in der Tatsache begründet, dass sich die Formation heuer hervorragend darauf versteht, Komplexität und Eingängigkeit miteinander zu verbinden, und zum anderen an der herausragenden Gesangleistung von Neuzugang Arno Menses, welcher keinesfalls in genretypischen Eunuchenregionen unterwegs ist, sondern durch eine angenehme aber facettenreiche Stimme zu begeistern weiß. Die Kompositionen auf vorliegendem Longplayer sind dabei durchweg überlang gehalten und beeindrucken durch Stimmungsvielfalt und Ideenreichtum. Bereits der grandiose, über 10minütige Opener „The weight“ beinhaltet alles, was ein monumentaler Song braucht, pendelt zwischen (latenter) Aggressivität und Unbeschwertheit, wartet trotz aller gebotenen Komplexität mit zahlreichen eingängigen Passagen auf und versteht es, den Konsumenten bereits während des ersten Hördurchlaufes mühelos um den kleinen Finger zu wickeln. Alle acht Songs auf „The art of navigating by the stars“ ordnen sich als Sequenzen einem übergeordneten Konzept unter, können aber auch als eigenständige Kompositionen überzeugen. Als bestes Beispiel für diese These muss das fabelhaft intonierte und mit mehrstimmigen Satzgesängen versehene  „The lonely views of condors“ herhalten, welches derart emotional und einprägsam dargeboten wird, dass jedem Progressiv Rock Freund die Spucke wegbleiben sollte. In die gleiche Kerbe wie soeben angesprochener Track schlägt das unfassbare, mit einem regelrecht beschwingt wirkenden Refrain ausgestattete „To the ones who have failed“, während „Blue wide open“ eine wunderbare, gänzlich ohne Klischees auskommende Ballade geworden ist.  Selbst wenn man mit der Lupe sucht, hat sich unter die sieben durch ein Intro ergänzten Kompositionen nicht ein einziges  Stück gemogelt, welches nicht das Prädikat außergewöhnlich verdient hätte.

Gänzlich unkonventionell mutet die Tatsache an, dass Sieges Even auf ihrem mittlerweile sechsten Output völlig auf Keyboarduntermalung verzichten und stattdessen „lediglich“ auf ihre starke Gitarrenfraktion vertrauen. Umso erstaunlicher erscheint daher der Umstand, dass die Band eine einzigartige Atmosphäre auf Tonträger gebannt hat, die ihresgleichen sucht und geradezu majestätisch anmutet. Die glasklare Produktion, für welche Sieges Even zusammen mit Produzent und Rebellion Chefdenker Uwe Lulis unglaubliche 86 Spuren verwertet haben, tut ihr Übriges um aus  „The art of navigating by the stars“ schon jetzt einen künftigen Klassiker des Progressive Rock Genres werden zu lassen. Aber nicht nur Begleiter von Dream Theater und Konsorten sollten sich diese nahezu perfekte Langgrille in den heimischen Plattenschrank stellen, vielmehr stellt selbige einen Pflichtkauf für jeden Musikfreund dar, der keine Berührungsängste mit etwas gediegenerer Musik hat und ab und zu bereit ist, auch mal einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus zu riskieren.

 

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